Spirituelles

Die Erde ist voll der Güte des Herrn.
Psalm 33,5

Pilgern per Rad

Auch wenn wir gute Tagesetappen von rund 75 km fahren, erleben wir keine Radtour, sondern wir pilgern per Rad. Dreimal am Tag steigen wir bewusst aus allen "Hamsterrädern" und vom Sattel und "drehen nicht am Rad", sondern wenden uns zur Mitte hin, zur Nabe des Lebens. Wir schweigen und hören, singen und beten. Auf unseren Etappen fahren wir immer wieder schweigend, jede und jeder für sich in der Bewegung. 

In diesem Jahr führt uns die Pilgerradtour in die Elbtalaue. Am zweiten Tag überquerten wir die Brücke in Dömitz in den Landkreis Ludwigslust/Parchim. Eine wunderbar ruhige, etwa 50km lange Strecke mit kleinen Ortschaften, Bauernhöfen und alten Häusern lag am Wegrand, ein Stück begleitete uns ein Adler. Im kleinen Dorf Karenz nahmen wir uns Zeit für eine Mittagspause. Und genau während unserer Pause und Andacht im Unterstand regnete es - so blieben wir auch heute trocken.  Das Wort zum Dienstag spielt mit dem Bild des Kreises - und jeder Kreis braucht einen festen Mittelpunkt, der für eine gute Kreislinie richtig angesetzt sein muss. Hier begegnete uns Meister Eckhart, Dominikaner, 1260 geboren. So sagt Meister Eckhart, sollte dein Herz fest in Gott bleiben, dass du beständig deinen Lebenskreis ziehen und zeichen kannst. 
Mit diesen Gedanken fuhren wir nach der Mittagspause, wie auch nach dem Frühstück, eine Stunde schweigend, nahmen Landschaft und Weite auf. 
In Karenz haben wir noch einen Aussichtsturm erklettert, so dass wir einen wundervollen Blick auf den Horizont genießen konnten. 

Der Weg am stürmischen Mittwoch führte uns über eine Strecke von 50km in die ruhige Gegend von Lüchow-Dannenberg. Wir starteten in Regenzeug, das wir aber schnell ablegen konnten. Die Sonne kam raus, die Wolken zogen…  Zunächst auf Gorleben zu, dann in die Tiefen des Landkreises, durch wunderschöne Baumalleen, die wir schweigend genießend durchfahren haben. Die Mittagspause verbrachten wir im wunderbaren Barockgarten in  Künsche. Ein verwunschener Ort! Wir sahen Adler und bewunderten eine Flugschule von mehreren Milanen. Abends haben wir Zeit und Muße, zu uns selbst zu finden, führen intensive Gespräche. Zur Abrundung des Tages gab es leckeres Gemüse aus dem Ofen - herrlich!

45km gab es an diesem sonnigen Donnerstag zu bewältigen, eine kleine Tour für uns - aber mit einer Premiere beim Radpilgern: es gab einen Platten! Machte aber nichts, in 15 Minuten war der Schlauch geflickt und es konnte weitergehen.
Unsere Tour führte uns heute nach dem Frühstück draußen nach Hitzacker, von dort ging es mit der Fähre nach Tripkau, zur Kirche mit den 1000 Kreuzen. Und dann ging es in die Freie Dorfrepublik Rüterberg, von dort nach Dömitz, über die Elbe und dann in die Freie Republik Wendland. So fühlten sich wir uns frei und losgelöst! Den Abend genießen wir gemeinsam, bevor wir uns morgen früh an die 80km-Tour gen Bardowick aufmachen. 
"Das Wagenrad zeigt, dass die Nabe das Zentrum aller Kraft und Bewegung ist, selbst wenn das Rad sich manchmal nicht mehr fortzubewegen scheint. In Gott sind alle Aktionen und alles Ruhen eins. So auch das Beten.

Solch ein Wagenrad regt mich an, die Bedeutung des Lebens von der Mitte her zu verstehen. Fahre ich mit der Hand um den Radkranz herum, erreiche ich eine Speiche nach der anderen, doch bleibe ich an der Nabe, bin ich mit allen Speichen auf einmal verbunden. Beten heißt, sich zur Mitte allen Lebens und aller Liebe zu beween. Je näher ich an die Nabe des Lebens komme, desto enger wird meine Beziehung zu all dem, dessen Kraft und Stärke von hier ausgeht. 

Ich neige dazu, mich den vielen Speichen des Lebens eilig zuzuwenden und mich von ihnen in Beschlag nehmen zu lassen, so, dass ich zwar eifrig bin, aber nicht wirklich Leben spende, in alle Richtungen strebe, doch nicht zur Mitte. Richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Mittelpunkt, auf das Herz des Lebens, bin ich mit seiner reichen Vielfalt verbunden." 
                                                                                                                                                                                                                                     Henri Nouwen

Domschweigen

Auch der Dom zu Bardowick ist umbaute Stille. In ihr überlassen wir uns schweigend der Gegenwart unseres Gottes. Wir sitzen im Halbkreis vor dem Altar, beginnen mit einer kleinen Körperübung und gehen dann ins Schweigen. Der Klang einer Schale markiert den Wechsel von Sitzen und Schreiten. Im Schreiten um ein Kerzenkarree im Chorraum wie im Sitzen öffnen wir uns für die Stille. Wir erleben unsere atmenden Körper, den lebendigen Geist und unsere suchende Seele in konzentrierender Bewegung. An jedem Abend begleitet uns dabei ein kurzes Impulswort oder Musikstück durch die Stille.

Schale
„Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt ohne eigenen Schaden weiter.

 Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. 
Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zur See. Du tue das gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen.

 Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. 
Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut?

Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.“                                                                 Bernhard von Clairvaux (1090-1153)


 Das Domschweigen findet einmal im Monat an einem Donnerstagabend von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr mit P.H.-M.Kätsch statt. 

Taizé-Gebete

In Bardowick:
St. Marianus I, am 1. April und am 6. Mai, jeweils um 19 Uhr

In Lüneburg:
St. Stephanus, am 3. Juni um 19 Uhr